Ein Balkon steigert das individuelle Wohlgefühl und sorgt letztlich auch für eine Wertsteigerung Ihrer Immobilie. Gerade an warmen Tagen fehlt doch etwas, wenn man nicht ins Freie treten kann.
Aber ist es denn überhaupt möglich einen Balkon nachträglich anbauen zu lassen, wenn Ihre Immobilie keinen Balkon hat?
Die Antwort lautet: ja, es gibt sogar diverse Varianten. Allerdings sind diese alle mit einigem Aufwand und durchaus beachtlichen Kosten verbunden.
Nachfolgend möchte ich Ihnen diese Möglichkeiten einmal aufzeigen.

Gliederung
- 1. Welche Voraussetzungen gibt es?
- 2. Welche Möglichkeiten gibt es einen Balkon nachträglich anzubauen?
- 3. Was ist außerdem zu berücksichtigen?
- 4. Wie teuer kann es werden?
- 5. Was kostet ein Balkongeländer?
- 6. Wie kostspielig wird der Zugang zum Balkon?
1. Welche Voraussetzungen gibt es?
Grundsätzlich bedarf es einer Baugenehmigung, um einen Balkon nachträglich anbauen zu können.
Da die Optik des Hauses maßgeblich verändert wird, fällt diese bauliche Veränderung unter die genehmigungspflichtigen Sanierungsmaßnahmen.
Ferner soll mit einem Genehmigungsverfahren auch Statik und Stabilität des Balkons überprüft und sichergestellt werden.
Es existieren bestimmte Vorschriften für einen Balkonanbau oder einen Anbaubalkon, die in der Landesbauordnung zu finden sind.
Es empfiehlt sich einen Architekten oder einen Bauingenieur für die Antragstellung der Baugenehmigung an die Seite zu holen. Diese sind fachkundig und auf dem aktuellen Stand in Sachen Statik und auch was die geltenden Bestimmungen anbelangt.
2. Welche Möglichkeiten gibt es einen Balkon nachträglich anzubauen?
Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, einen Balkon nachträglich anzubauen – abhängig von den verschiedenen Bauweisen:
- Der selbsttragende Vorstellbalkon: Ein sich selbsttragender Vorstellbalkon steht auf mindestens 4 Stützen. Ist er besonders lang und/ oder groß, können es auch 6 Stützen sein. Ein solcher Balkon wird nicht von der Hauswand getragen oder gehalten. Er ist lediglich an ihr gesichert. Wie der Name bereits verrät, liegt die Traglast des Balkons einzig auf den Stützen. Der Aufwand des Ein- beziehungsweise Anbaus ist vergleichsweise gering und man benötigt keinen Statiker.
- Der teilselbsttragende Vorstellbalkon, auch Anbaubalkon: Im Vergleich zum selbsttragenden Vorstellbalkon steht der teilselbsttragender Vorstellbalkon oder auch Anbaubalkon lediglich auf 2 Stützen steht und muss mit der Hauswand verankert werden, da hier ganz andere Kräfte auf das Gebäude wirken. Für diese Variante des Balkonanbaus benötigen Sie einen Statiker, weswegen der Anbau um einiges aufwändiger ist.
- Der freitragende Balkon, auch Kragarmbalkon: Ein freitragender Balkon wird an der Hauswand, beispielsweise an eigens dafür montierten Trägern, montiert. Die Art der Träger wird auch bauformell Bezeichnung als Kragarmbalkon bezeichnet. Der sogenannte Nischenbalkon ist eine eher kleine Variante des Kragarmbalkons, welcher in Nischen oder Häuserecken eingepasst wird. Wenn die Voraussetzungen für eine der anderen Varianten nicht gegeben oder ungünstig sind, bietet sich der freitragende Balkon an. Das ist zu Beispiel der Fall wenn Ihre Immobilie in starker Hanglage liegt oder ein Balkon nicht auf dem Boden abgestützt werden kann. Bei einem nachträglich angebauten freitragenden Balkon müssen Sie mit einem erhöhten Aufwand bezüglich des Ein- bzw. Anbaue rechnen und Sie benötigen Sie in jedem Fall einen Statiker.
3. Was ist außerdem zu berücksichtigen?
Wenn Sie den Entschluss gefasst haben, einen Balkon nachträglich anzubauen, gilt es noch weitere Faktoren zu berücksichtigen. Nachfolgend finden Sie eine kleine Übersicht:
Wie groß soll der Balkon werden?
Ich empfehle Ihnen bereits im Vorfeld zu überlegen, wofür Sie Ihren Balkon nutzen möchten: soll es ein Ort zum Sonnenbaden, zum Grillen oder zum Gärtnern sein? Welches Equipment, wie z.B. Liegestühle oder einen großen Tisch, an dem die ganze Familie Platz hat, möchten Sie darauf unterbringen? Oder wollen Sie ganz einfach Ihr Wohnzimmer Etwas erweitern?
Es ist ratsam sich eine maßstabsgetreue Skizze anzufertigen und das geplante Mobiliar und sowie die Bepflanzung einzuzeichnen. So sehen Sie bereits im Vorfeld welcher Platzbedarf real besteht und wie groß Sie den Balkon demnach planen müssen.
Welche Balkontüre ist am Besten und wo soll sie angebracht werden?
Wenn Sie über die Planung eines nachträglichen Balkons nachdenken, gilt es zu überlegen, wo der Balkon angebracht werden soll, aber auch, welcher Raum sich am besten für einen Balkonzugang eignet und welche Variante Ihre zukünftige Balkontüre geeignet ist. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Hebe-Schiebetüren
- Drehkipptüren
- Faltbare Türen
- Drehflügeltüren
Für die Auswahl einer Balkontüre ist die Frage nach dem vorhandenen Platz entscheidend: Bei reichlich Platz ist eine sich nach innen öffnende Tür denkbar; platzsparend hingegen könnte eine Schiebetür, die „in sich zusammengeschoben“ wird, eine Lösung sein.
Außerdem gibt es weitere Aspekte, die in die Entscheidung mit einfließen:
- Wie groß ist der erforderliche Durchbruch der Außenwand?
- Befinden sich an potenziell geeigneten Wänden Heizkörper
- wie ist die gegebene Raum-Höhe?
- Müssen möglicherweise vorhandene Fenster ausgetauscht werden?
- Ergibt sich eine eventuell verändernde Raumaufteilung durch die Balkontüre?
Gibt es etwas hinsichtlich Einbruchschutz zu beachten?
Ein Balkon bietet potenziellen Einbrechern eine Einstiegsmöglichkeit in Ihr Haus. Deshalb rate ich Ihnen sich intensiv mit dem Thema eines wirksamen Einbruchschutzes zu befassen.
Welches Geländer sollten Sie wählen?
Warum ist die Frage nach dem richtigen Geländer so wichtig?
Im Baurecht ist explizit geregelt, in welcher Bauweise ein Geländer angebracht wird und welche Höhe es hat, denn die Wahl des Geländers hat Einfluss auf die Statik.
Darüber hinaus muss hinsichtlich des geplanten Nutzens die Art des Geländers unterschieden werden: Dient das Geländer lediglich als Fallschutz oder fungiert es zeitgleich auch als Sicht- und Windschutz? Vor allem, wenn Sie in exponierter Lage mitten in der Stadt wohnen, empfiehlt sich ein massives, relativ hohes Geländer als Sichtschutz.

Drehflügeltüre als Balkontüre
4. Wie teuer kann es werden?
Die vielfältigen Möglichkeiten für einen nachträglichen Balkonanbau machen es schwer zu beziffern, mit welchen Kosten Sie im Einzelnen rechnen müssen. Abhängig von der gewählten Variante, der Balkontüre, dem Geländer, dem Material und der entstehenden Montagekosten variieren die Kosten stark. Für eine solche Anbaumaßnahme dürften Sie jedoch mindestens 10.000 Euro veranschlagen.
Hier ein paar Beispiele:
- Selbsttragender Vorstellbalkon: Die Materialkosten für einen selbsttragenden Vorstellbalkon belaufen sich auf etwa 3.000 Euro. Montierfertige Bausätze liegen teils deutlich darunter.
- Teilselbsttragender Vorstellbalkon: Die Kosten für einen teilselbsttragende Vorstellbalkon liegen bei etwa 4.000 Euro.
- Kragarmbalkon: Die Variante des freitragenden Kragarmbalkons ist die Teuerste, denn er kostet belaufen sich auf etwa 6.000 Euro.
5. Was kostet ein Balkongeländer?
Die Kosten für das Balkongeländer hängen zum einen von der Größe, Montage-Art und Ausführung des Geländers, aber auch von Ihrem persönlichen Geschmack ab. Ein sehr hochpreisiges Design-Geländer und deren Selbstmontage verursachen differente Kosten als ein günstiges Geländer in Kunststoff-Ausführung, welches Sie vom Fachmann montieren lassen. Da der Preis je Meter berechnet wird, spielt somit die Größe des Geländers eine entscheidende Rolle.
Egal für welches Geländer Sie sich zum Schluss entscheiden, alle Balkongeländer, die angeboten und verbaut werden, müssen in der Landesbauverordnung zugelassen sein.
6. Wie kostspielig wird der Zugang zum Balkon?
Der Zugang zum Balkon kann auf unterschiedlichste Weise und Umfang gestaltet werden und ist von der Wahl der Türe abhängig.
Somit lassen sich auch diese Kosten nicht pauschal beziffern.
Eine Schiebetüre verursacht andere Kosten als eine Doppeltüre.
Nachfolgend finden Sie eine grobe Kosteneinschätzung hinsichtlich der Balkontüre:
- Eine faltbare Hebe-Schiebetür (Kunststoff) gibt es ab etwa 1.000 Euro
- Eine Hebe-Schiebetür (Kunststoff) liegt bei etwa 800 Euro
- Eine einfache Drehkipptür kostet etwa 250 Euro.
- Eine einfache Drehflügeltür (meist Kunststoff) ist bereits für 300 Euro zu erwerben
- Eine Drehflügeltür aus Holz kostet etwa 600 Euro.
Die Kosten für den Durchbruch der Wand und den Einbau der Türe kommen natürlich noch zu genannten Kosten für die Türe dazu.
Bedenken Sie, dass eventuell zusätzliche Kosten für eine eventuell erforderliche Versetzung eines Heizkörpers dazu kommen können.
Betrauen Sie einen Handwerksbetrieb mit den Aufgaben, kommen zu der reinen Handwerkerleistung noch An- und Abfahrt sowie Lieferkosten für nicht vorrätiges Material hinzu.
Das sind natürlich zusätzliche Mehrkosten, aber ein professioneller Handwerksbetrieb gibt Ihnen Gewährleistung auf die Einbauten. Er haftet für auftretende Mängel jedweder Art. Außerdem übernimmt er die Beseitigung und Entsorgung von Schutt.
Beachten Sie die obengenannten Punkte, damit Sie Ihr Vorhaben ohne böses Erwachen umsetzen und letztendlich das fertige Ergebnis voll genießen können.
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